28.04.1927 - 10.08.2013
Feuer der Farbe
Im breiten Spektrum der zeitgenössischen Kunst in Südtirol nimmt der 1927 in Mals geborene und seit 1955 in Völs am Schlern ansässige Maler Christian Folie eine unverkennbar eigenständige Position ein. Sein angeborenes musisches Talent hat er parallel zu seinem beruflichen Weg als Gemeindesekretär gepflegt und entfaltet. Die freundschaftliche Nähe zu Karl Plattner und besonders zu Willy Valier hat ihn zudem darin bestärkt. Den noch im Nachklang impressionistischer Stimmung gemalten Landschafts- und Stilllebenaquarellen folgten großformatige Bilder in Öl- und ab den 90er Jahren fast ausschließlich in Eitempera auf Leinwand. Landschaft und Figur (meist anonyme Frauenköpfe mit großen, fragenden Augen) bilden die bestimmenden Themen seiner künstlerischen Aussage. Dabei bezieht Folie seine Motive nicht direkt aus der Natur, er schafft nicht Ab-Bilder, sondern Sinn-Bilder von elementarer Wirkkraft. Formal hat sich Christian Folie - nach eigener Aussage - mehr und mehr am deutschen Expressionismus orientiert: Ungebrochene, großflächig aufgetragene kontrastierende Farben (von flammendem Rot über tiefes Blau zu leuchtendem Gelbton) werden kraft ihrer emotionsgeladenen Eigenschaften in den Dienst der Gesamtwirkung gestellt. Figurative Elemente werden zusehends zu Chiffren, zu Psychogrammen reduziert und schließlich in impulsivem Malgestus weitgehend aufgelöst. Mit solch spontanem Malprozess nähert sich Christian Folie der „Aktionskunst“ des abstrakten Expressionismus. Das „Feuer der Farbe“ bleibt jedoch eine bestimmende Konstante seiner Bildsprache.